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Was von der Biennale übrig blieb

Rebiennale rassegna stampa

Das venezianische Non-Profit-Unternehmen ReBiennale ist ein Netzwerk für die Wiederverwertung von Kunstmaterialien

Von Urs Fischers Kerzenmann wird wenig Wiederverwertbares übrigblieben.Schwärme von Kunsttouristen; jede Menge Kunst, Material und Künstler. Und am Ende bleibt dann meist ein riesiger Kunstabfallhaufen zurück. Die Biennale bedeutet für die Lagunenstadt auch jede Menge Umweltverschmutzung.

Was die einzelnen Nationen nicht wieder nach Hause transportieren und die Künstlerinnen und Künstler nicht mehr brauchen (können), bleibt nach den Kunst- und Architekturbiennalen in Venedig liegen. Oder genauer gesagt: blieb.

Denn seit einigen Jahren kümmert sich eine Gruppe engagierter (Kunst- und Architektur-)Studenten und Aktivisten – einige von ihnen aus der traditionell starken Hausbesetzerszene Venedigs – darum, dass Kunstabfall nicht Mist wird, sondern nachhaltig für Kunst- und Architekturprojekte wiederverwertet wird.

ReBiennale nennt sich das venezianische Non-Profit-Unternehmen, mittlerweile kooperieren Architektengruppen aus Europa, sogar aus den USA, mit ihnen. ReBiennale versteht sein Engagement als Umweltschutz, aber auch als eine Art Materialtauschbörse. Nach Saisonende durchforsten sie Pavillon für Pavillon nach wiederverwertbaren Materialien aller Art und zwar in Absprache mit den Kuratoren der Länderpavillons, “damit ja nicht der Eindruck entsteht, wir würden das Material stehlen”, sagt Giulio Grillo, einer der ReBiennale-Aktivisten. “Während des Sommers schauen wir schon, was wir bekommen können, und stellen es auf die Database, damit die Leute, die sich dafür interessieren, das Material direkt holen. Denn wir haben noch kein Lager.” Vor zwei Jahren etwa wurde Kurdistans Biennalebeitrag aus Budgetgründen mit Material aus dem Vorjahr bestritten. Und heuer wurde Mike Nelson für den überwältigenden Einbau eines alten türkischen Dorfs in den britischen Pavillon bei ReBiennale fündig.

Doch ReBiennale will sich nicht als Biennale-Service oder gar als “grüner” Berater missverstanden wissen. So arbeitete im Vorjahr ein sechsköpfiges Studierenden-Team der Kunst-Uni Linz mit ReBiennale sowie dem französischen Kollektiv EXYZT und dem Architekturnetzwerk wonderland an der Wiedereröffnung des Squats Morion, eines selbstverwalteten Gemeinschaftszentrums.

Die “Casa dei Beni Communi” soll sowohl der unmittelbaren Nachbarschaft als offenes Haus dienen. Gleichzeitig ist es als Ausgangspunkt für Aktivitäten internationaler, vor allem junger Künstlerinnen und Künstler gedacht.

In Anspielung auf die Giardini, die venezianischen Gärten als Hauptschauplatz der Biennale, wurde im Hinterhof ein kleiner Garten angelegt: In diesen Giardino Fantastico hat ReBiennale auch Pflanzen etwa des griechischen Pavillons eingepflanzt. (asch/ DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2011)

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